Ärztliche Diagnostik der Osteoporose
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie an Osteoporose erkrankt sein könnten,
sollten Sie nicht zögern, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.
Hält es auch Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt für möglich,
dass hinter Ihren Beschwerden eine Osteoporose stecken könnte, gibt es mehrere
Möglichkeiten zur Abklärung. Die sogenannte Basisdiagnostik umfasst folgende Maßnahmen:
Steht im Anschluss an die Untersuchungen die Diagnose „Osteoporose“ fest, kann Ihre Ärztin/Ihr Arzt eine
geeignete Behandlung in die Wege leiten – abgestimmt auf Ihre individuellen Bedürfnisse.
Therapie der Osteoporose
Osteoporose ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Allerdings sollten Sie
sich auf eine langfristige Behandlung einstellen, bei der Sie durch aktives Mitwirken helfen,
den weiteren Abbau der Knochen auszubremsen.
Die Osteoporose-Therapie setzt sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen. Diese ergänzen sich
gegenseitig und können auch die Einnahme von Medikamenten umfassen. Sie können auch selbst durch aktive
Beeinflussung einiger Ihrer Risikofaktoren (zu wenig Bewegung, zu viel Kaffee, etc.) viel dazu beitragen, den
weiteren Abbau der Knochen auszubremsen!
Basistherapie
Gewichtsbelastende Aktivitäten
Gewichtsbelastende Aktivitäten wie Walking und Treppensteigen erhöhen die Knochendichte. Aktivitäten, die nicht gewichtsbelastend sind, wie z.B. Schwimmen, erhöhen nicht die Knochendichte, stärken jedoch die Rumpfmuskulatur, verbessern das Gleichgewicht und reduzieren das Risiko für Stürze. Die meisten Fachleute empfehlen ca. 30 Minuten gewichtsbelastende Aktivitäten täglich. Physiotherapeut:innen können ein sicheres Übungsprogramm erstellen und zeigen, wie tägliche Aktivitäten sicher durchgeführt werden, um das Risiko für Stürze und Wirbelsäulenfrakturen zu minimieren.
Ironischerweise kann Leistungssport bei Frauen vor den Wechseljahren die Knochendichte leicht verringern, weil das Training die Produktion von Östrogen in den Eierstöcken dämpft.
Medikamentöse Therapie
Die Medikamente müssen meist regelmäßig über Jahre bzw. dauerhaft eingenommen werden, da es sich bei Osteoporose um eine chronische Erkrankung handelt. Die zur Verfügung stehenden Medikamente zielen darauf ab, entweder den übermäßigen Knochenabbau zu bremsen oder den Knochenaufbau zu fördern.
Die erforderliche Therapietreue fällt einigen Patient:innen schwer, vor allem wenn die Osteoporose keine Schmerzen verursacht und sie keine unmittelbare Wirkung der Medikamente bemerken. Trotzdem ist die regelmäßige Einnahme wichtig, denn wenn die Medikamente eigenmächtig abgesetzt werden, schreitet die Erkrankung unbemerkt fort. Dadurch kann es zu weiteren Knochenbrüchen, Schmerzen und Einschränkungen der Lebensführung kommen.
Treten Schmerzen aufgrund von Knochenbrüchen auf, muss mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt auch über entsprechenden Schmerzmittel-Einsatz gesprochen werden.
Therapietreue
Natürlich müssen Sie als Patient:in unerwünschte Nebenwirkungen oder auftretende Schmerzen
nicht
einfach hinnehmen, nur weil Sie ein Osteoporose-Arzneimittel einnehmen. Eventuell gibt es eine Alternative oder
ein neues Medikament gegen Osteoporose, welches besser zu Ihnen und Ihrer Lebenssituation passt? Sprechen sie
Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte auf Ihre Probleme an um möglicherweise eine Verbesserung herbeizuführen – denn es
kommen immer wieder neue Medikamente gegen Osteoporose auf den Markt oder bestehende Medikamente erhalten eine
vereinfachte Verschreibung.
- Kommt eine andere Darreichungsform infrage? Möglich sind unter anderem – je nach
Wirkstoffklasse – Wochentablette, Monatstablette, Viertel-, Halbjahres- und Tagesspritzen oder sogar eine Jahresinfusion.
- Selten sind Medikamente gegen Osteoporose unwirksam. Gibt es hierfür jedoch Indizien, können Sie zusammen
über einen Wechsel der Wirkstoffklasse, zum Beispiel – von einem
knochenaufbauenden zu einem knochenabbau-hemmenden Präparat – beratschlagen.
- Planen Sie gemeinsam Strategien zum Schmerzmanagement: Krankengymnastik,
Psychotherapie, Techniken zum Stressabbau oder körperliche Aktivitäten können Ihre Therapie gegen die
begleitenden Schmerzen bereichern.
Diese Anregungen sollen Ihnen Mut machen, die Therapie geduldig, regelmäßig und aktiv
weiterzuführen, auch wenn sich die Erkrankung gerade nicht bemerkbar macht. Der Weg zum richtigen
Medikament ist nicht immer einfach – er lohnt sich jedoch, da dadurch neuen Knochenbrüchen wirksam vorgebeugt
werden kann.
Die osteoporotische Fraktur
Ein plötzlicher Hustenanfall oder das Tragen einer Einkaufstasche – bei Osteoporose-Patienten
können
harmlose Anlässe zu einem Wirbelbruch oder anderen Spontanfrakturen führen. Nicht immer jedoch macht sich ein
Knochenbruch dann durch starke, akute Schmerzen bemerkbar, manchmal ereignet sich eine osteoporotische Fraktur,
also ein Knochenbruch durch Osteoporose, auch unbemerkt – wie zB ein Ermüdungsbruch, der langsam entsteht.
Wie kommt es zur osteoporotischen Fraktur?
Ein Knochenbruch ohne auslösendes Ereignis (Trauma), wie er bei Osteoporose vorkommen kann,
heißt
Spontanfraktur. Das größte Risiko eines Knochenbruchs herrscht bei folgenden Knochen:
- Wirbelkörper
- Oberschenkelknochen, vorwiegend hüftgelenksnah
- Ober- und Unterarmknochen
- Becken
- Kreuzbein
- Rippen
- Brustbein
Warum es bei Osteoporose so häufig zu Knochenbrüchen und Spontanfrakturen kommt, hat mit der
verminderten Knochendichte zu tun: Durch die Osteoporose ist das natürliche Gleichgewicht zwischen Auf- und
Abbau der Knochen verschoben. Dadurch, dass sich das Gleichgewicht immer weiter auf die Seite des Knochenabbaus
verschiebt, wird der Knochen von innen heraus immer poröser und dünner. Neben der verminderten Knochendichte
spielen als Gründe für eine osteoporotische Fraktur aber noch weitere Faktoren eine Rolle – beispielsweise, wie
effektiv bestimmte Mineralien in die Knochen eingelagert werden oder wie gut der Körper kleine Schäden im
Knochengewebe reparieren kann.
Wirbelbruch bei Osteoporose1
Fast die Hälfte der osteoporotischen Frakturen entfällt auf die Wirbelkörper, die das
Grundgerüst der
Wirbelsäule bilden. Häufig ist ein solcher Wirbelbruch ein erstes Anzeichen von Osteoporose.
Ein Wirbelbruch bei Osteoporose führt in der Folge fast immer zu Veränderungen der Haltung,
Lungenproblemen, Schmerzen und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. Wenn erst einmal ein Wirbelkörper
gebrochen ist, ist zudem das Risiko, einen weiteren Wirbelbruch zu erleiden, vier- bis fünfmal erhöht.
Umso wichtiger ist es daher, einen Wirbelkörperbruch oder auch andere Brüche als Folge der
Osteoporose zu erkennen und gegenzusteuern.
Reference
- 1. Brückle Dr., Wolfgang: Osteoporose. Stabil durchs Leben, Stuttgart 2014
- 2. DVO-Leitlinie 2017 zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern; abgerufen unter: https://dv-osteologie.org/osteoporose-leitlinien (Stand: 16.06.2023)
- 3. Alendronsäure, veröffentlichte Gebrauchsinformation
- 4. Risedronsäure, veröffentlichte Gebrauchsinformation
- 5. Ibandronsäure, veröffentlichte Gebrauchsinformation
- 6. Zoledronsäure, veröffentlichte Gebrauchsinformation
- 7. Raloxifen, veröffentlichte Gebrauchsinformation